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Banner mit Stabkirchen

Stabkirchen in Norwegen

Geschichte und Schicksal der Stabkirchen

Stabkirchen sind Norwegens Ikonen mittelalterlicher Architektur. Drachenköpfe und Schlangenknäule verzieren in Holz geschnitzt das Gebälk und die Türen. Die Kirchen wurden als katholische Kirchen zwischen rund 1100 und 1500 erbaut. Archäologen und Historiker sind sich nicht einig, wie viele Stabkirchen gebaut wurden, die Schätzungen liegen meist im Bereich zwischen tausend und zweitausend Gebäden. Die Stabkirchen haben ein wechselvolle Geschichte hinter sich. Brände, die radikale Reformationsbewegung, Kirchenpolitik und der nationalromantische Sammeltrieb der Heimatmuseen bescherten den Stabkirchen unruhige Zeiten. An manchen Fundstellen gibt es nur noch die Fundamente, in denen man die Aussparungen für das typische Stützgebälk findet - ob aber eine Kirche darüber stand, weiss man nicht. Neben den rund dreißig Stabkirchen sind etwa 150 mittelalterliche Steinkirchen erhalten.
Olaf der Heilige führte offiziell um ca. das Jahr 1000 das Christentum als Religion in das späte Wikingerreich ein. In den folgenden Religionswirren wurden die Stabkirchen warscheinlich als Symbole der Vereinbarkeit von Wikingertradition und Christentum entworfen. Im Gegensatz zu den heutigen Kirchen fanden Gottesdienste ganz ähnlich wie bei der russisch-orthodoxen Kirche im Stehen statt.
Die Pest dezimierte die Bevölkerung stark, der Bedarf für Kirchen im Land sank - und als weiterer Wendepunkt für die Stabkirchentradition kam die Reformation, welche in Skandinavien zu einer schnellen Verdrängung des Katholizismus führte. Stabkirchen wurden als Symbole katholischer Mystik verachtet. 1650 gab es schätzungsweise noch 250 Stabkirchen. Durch den einsetzenden Puritanismus - mit Fokus auf schlichte, weiße Kirchenarchitektur - kamen Stabkirchen außer Mode und wurden vielerorten abgerissen und ersetzt. In einigen Fällen wurden die Kirchen sogar zerlegt, um in anderen Ländern als Attraktionen aufgebaut zu werden - oder schlichtweg in norwegischen Heimatmuseen wieder aufgestellt. So findet sich im polnischen Karpacz die Stabkirche aus dem norwegischen Vang wieder, die 1841 vom preussischen König erworben und im damaligen Brückenberg (heute Karpacz) aufgebaut wurde.
Seit den 1980er Jahren gibt es in den USA einen Trend, Stabkirchen neu zu bauen. In den nördlichen Midwestern-Staaten, vor allem Michigan und Wisconsin, pflegen die Nachkommen norwegischerer Auswanderer damit ihre Traditionen. Die Kirchen sind meist Kopien norwegischer Vorbilder.

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Prominent: Die Stabkirche von Lom


Blick auf die Stabkirche von Lom

Die Stabkirche von Lom vor dem Lomegg-Fels

Das Portal der Stabkirche von Lom

Dachlandschaft der Stabkirche von Lom

Lom ist der Verkehrsknotenpunkt zwischen Jotunheimen und Sognefjell. Reisende vom Bessegen-Pass, aus dem Sognefjord oder zum höchsten Gipfel Norwegens, dem Galdhoppigen, kommen durch Lom. Neben einem Heimatmuseum und einem Bergmuseum findet man in Lom bekannte Gastronomie im Fossheim-Hotel auf hohem Niveau, und im Fall verregneter Sommerferien ein Hotel mit Wellness, Pool und Sauna im Fossberg. Lom vermittelt Urbanitäat in einer von wilden Gebirgen geprägten Gegend: Supermärkte, Sportgeschäfte, Reisebusparkplätze und eine Bio-Bäckerei tummeln sich im Ortskern.
Wenn man den Blick vom Lomegg, der massiven kegelförmigen Bergflanke, welche die Landschaft des Ortes prägt, abwendet, so fällt als nächstes die düstere Stabkirche von Lom ins Auge. Vom geschäftigen Zentrum aus überquert man per Straßenbrücke den Fluß - und schon hat man die Kirche vor sich. Sie befindet sich inmitten des Friedhofs, umgeben von einer Steinmauer, in der sich auf die Kirche gerichtete Brandsensoren und Überwachungskameras befinden.
Busweise umlagern Touristen aus fernen Ländern wie Japan, Korea, Italien oder den Vereinigten Staaten die Kirche. Fotos werden gemacht, man posiert vor dem Eingangsportal und umrundet die Kirche, bevor man zur Bäckerei, ins Museum oder zum Shoppen geht. Ein Besuch der Kirche lohnt sich wegen der raffinierten Holzarbeiten und der farbenprächtigen Malerei im Inneren in jedem Fall. Erbaut um das Jahr 1150, wurde die Kirch oft renoviert, umgebaut und saniert. 1909 kam die aktuelle Orgel hinzu, und in den 1970er Jahren wurden die letzten großen Renovierungen durchgeführt. Viele dieser Umbauarbeiten im Lauf der Jahrhunderte sind gut dokumentiert.
Die Kirche wird als Hauptkirche Loms für Gottesdienste und religiöse Feiern genutzt. Führungen werden üblicherweise von Mai bis September angeboten, sonst nach Vereinbarung.


Die Unsichtbare: Die Sankt-Thomas-Kirche


Die heutige Sankt- Thomas- Kirche

Glockenturm der Sankt- Thomas- Kirche

Manche Stabkirchen sind unsichtbar. In diesem Fall die Sankt-Thomas-Kirche. Unglaublich? Noch unglaublicher ist ihre Geschichte.
Fährt man auf der E16-Straße vom Sognefjord durchs Lærdal in östlicher Richtung auf dass Filefjell, so liegt auf einer Wiese links von der Straße vor einem Bergrücken die Sankt-Thomas-Kirche wie ein vergessener, spitzer, schwarzer Hut. Daneben scheint eine weiterer schwarzer, schlanker Spitzhut auf der Wiese zu stehen. Es handelt sich um die moderne Wiedergeburt der Kirche, die im Juli 1971 eröffnet wurde. Doch diese Kirche steht an einer Stelle, an der sich vom Mittelalter bis in das 17. Jahrhundert eine Stabkirche befand, zu deren Verschwinden es eine bemerkenswerte Geschichte zu erzählen gibt.
Die Gegend auf dem Filefjell ist dünn besiedelt. Die Kirche war im 17. Jahrhundert, nachdem sich die Bevölkerung von der Pest erholt hatte, ein sozialer Mittelpunkt, an dem sich die Bewohner der Region trafen. Besonders wichtig waren religiöse Feiertage im Sommer, zu denen man sich an der Kirche traf, die im Ruf stand, Wunderheilungen zu befördern. Im Lauf der Jahre entwickelte sich ein Fest und Jahrmarkt um den Maria-Heimsuchungs-Tag am 2.Juli. Musik, Tanz, Trinken und Handel nahem Überhand und drängten die kirchlichen Feste in den Hintergrund. Selbstredend sehr zum Ärger der Kirche, die nach mehreren fruchtlosen Versuchen, derlei unmoralischem Treiben ein Ende zu bereiten, den Abriss der Kirche beschloß. Sie wurde 1808 auf Geheiß der Kirche abgerissen.


Innenraum und Altar der Thomaskirche

In der heutigen Kirche finden Messen statt. Ihr Inneres ist eine einmalige Mischung aus protestantischem Kirchendesign, skandinavischer Einrichtung und hölzerner, rustikaler Atmosphäre. Der Innenraum ist in Form eines Kreuzes in der quadratischen Grundfläche. Die vier Ecken sind durch schulterhohe Raumteiler abgegrenzt und dienen als Orgelraum, Priesertbüro, Rumpelkammer und Kinderzimmer. Holzfarben dominieren den Raum, der von Fenstern von allen Seiten und einem großen Leuchter erhellt wird. Die Einrichtung betont die mehr die gelebte Gemeinschaft denn die traditionelle Mystik der Stabkirchen.

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